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#QuABBfragt: Interview mit Dr. Strengmann-Kuhn, Bundestagsabgeordneter

"Der wichtigste Faktor für die berufliche Zufriedenheit ist, das zu machen, worauf man Lust hat."

#QuABBfragt: Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Bundestagsabgeordneter (Bündnis90/Die Grünen)

Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn ist Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Arbeitsmarktpolitik. Bei einem Besuch an der Georg-Kerschensteiner-Schule in Obertshausen nahm er sich bei einer Fragerunde viel Zeit für die Themen der zahlreich erschienenen Schüler*innen. Mit dem QuABB-Ausbildungsbegleiter an der Schule kam Dr. Strengmann-Kuhn ebenfalls ins Gespräch und stellte sich fünf Fragen rund um das Thema Ausbildung.

1. Welche Themen rund um Ausbildung spielen in Ihrer Arbeit als Bundestagsabgeordneter derzeit eine besondere Rolle? Derzeit werden ja händeringend Auszubildende gesucht – demgegenüber gibt es viele Jugendliche, die keine Ausbildungsstelle finden. Mir ist es daher ein Anliegen, das zu verändern, und ich setze mich in meiner Funktion als Obmann für Arbeit und Soziales meiner Partei auch im Bundestag dafür ein. Jeder, der einen Ausbildungsplatz sucht, sollte auch einen passenden Ausbildungsplatz finden.

2. Wie lässt sich diese Situation am Ausbildungsmarkt ändern? Liegt es wirklich nur am sogenannten "Missmatch", dass Ausbildungsbetriebe und Auszubildende nicht zusammenkommen?
Ich glaube, dass man Jugendliche stärker unterstützen muss, damit sie die für sie passende Stelle auch finden können. Die Ausbildungsplatzgarantie ist zum Beispiel schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Für mich ist wichtig, das als Prozess zu sehen: Es beginnt bei der Ausbildungsplatzsuche und endet nicht unbedingt mit dem Abschluss der Ausbildung, wenn z.B. der Spracherwerb noch wichtig ist. Klar ist, dass wir derzeit arbeitsmarktpolitisch besondere Herausforderungen haben (Stichwort Arbeitskräftemangel), an denen wir gemeinsam im Bundestag arbeiten.

3. Wo sehen Sie derzeit außerdem noch besondere Herausforderungen?
Besonders große Herausforderungen sehe ich momentan bei der Anerkennung von Fähigkeiten und Qualifikationen von zugewanderten Menschen. Nehmen wir als Beispiel einen Elektriker, der schon ein bestimmtes Wissen oder Erfahrungen mitbringt. Da ist es völlig falsch, ihn in eine für ihn fremde Ausbildung oder Tätigkeit zu bringen. Natürlich ist der Spracherwerb zentral – da ist es meines Erachtens aber auch wichtig, dass man die Ausbildung und den Spracherwerb viel stärker verknüpft. Die Logik kann nicht sein, dass jemand erst die Sprache erlernen muss – ideal ist es, wenn man die Sprache zum Beispiel während eines parallel zur Ausbildung oder Erwerbstätigkeit stattfindenden Deutschkurses vermittelt werden kann.

4. Sie sind Bundestagsabgeordneter für den Landkreis Offenbach. Gibt es Themen rund um Ausbildung, die Sie im Landkreis mit besonderem Interesse verfolgen?
Ganz wichtig finde ich die Jugendberufsagenturen! Hier tausche ich mich regelmäßig und intensiv mit der Arbeitsagentur und den Jobcentern aus. An die Jugendberufsagenturen, die hier im Kreis RoOF* heißen, können sich Jugendliche wenden, um dort Informationen rund um die Unterstützungsmöglichkeiten im Kreis zur Verfügung zu bekommen. Das halte ich für ein sehr wichtiges Projekt, das ich nach Kräften unterstütze! Damit alle Jugendliche und ihre Familien davon Gebrauch machen können, sprechen wir derzeit intensiv auch darüber, ob nicht zum Beispiel ein Service-Bus im Landkreis eingesetzt werden kann.

5. Abschließend, Herr Dr. Strengmann-Kuhn: Welche Tipps geben Sie Azubis oder denen die es noch werden wollen?  
Mein Rat ist, nicht in erster Linie danach zu gehen, wo du vermeintlich am besten Geld verdienen kannst, sondern worauf du Lust hast und was zu dir passt. Daher ist es wichtig, dass man eine Ausbildung in einem Bereich macht, der zu einem passt. Für manche ist es das Studium, für viele Jugendliche ist aber eine Ausbildungsstelle passender. Und auch, wenn das meines Erachtens nicht der zentrale Punkt sein sollte, Fakt ist: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung kann man gutes Geld verdienen.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte der QuABB-Ausbildungsbegleiter Miguel Escosa Jung.

 

*Die RoOFs in Obertshausen und Dietzenbach bündeln alle Informationen rund um Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendliche und ihre Familien im Landkreis. Außerdem sind dort Ansprechpersonen der Agentur für Arbeit und der Berufswegebegleitung zu finden. Weitere Informationen unter: https://www.roof-kreis-offenbach.de.

QuABB ist ein hessenweites Unterstützungsprogramm zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Weitere Information unter: www.quabb-hessen.de.